Hilfe, wo sie gebraucht wird: Beim Finteler Triathlon ist das halbe Dorf auf den Beinen

Fintel ohne seinen Triathlon? Das war zwei Jahre lang Realität. Doch nach der Zwangspause soll es am Sonntag endlich wieder sportlich zugehen im Heidedorf – zum mittlerweile 35. Mal.

Fintel – Eine Triathlon-Sparte, deren Mitglieder wenig bis gar nicht trainieren in der Disziplin, geschweige denn an Wettkämpfen teilnehmen? Ja, die gibt es – und zwar im TuS Fintel. Und trotzdem: Ihre Berechtigung hat die kleine Abteilung allemal, sähe der Ort ohne ihr Dazutun an jedem ersten Sonntag im September doch – nennen wir es so– gewöhnlich aus.

Ohne sie läuft nix: Mirko Haaser (v.l.), Tina Reinhardt, Marcus Pattschull und Jürgen Bellmann vom Orga-Team des Finteler Triathlons. © Warnecke

Genau das Gegenteil ist aber der Fall – und das seit immerhin schon Mitte der 1980er-Jahre. Solange hat der Triathlon Bestand in Fintel, er ist ein Magnet – für Athleten wie für Zuschauer. Die mussten sich zwei Jahre in Verzicht üben – an diesem Sonntag starten die Challenges aber wieder in altbewährter Form durch (siehe Kasten). Vordergründig jedenfalls, denn hinter den Kulissen, sprich: im Orga-Team, engagieren sich einige neue Gesichter.

Eines davon ist Mirko Haaser. Eigentlich wäre der 44-Jährige schon 2020 als Mitorganisator in Erscheinung getreten, ebenso wie Neuzugängerin Tina Reinhardt. Beide „beerben“ sie André Lange und René Feil, die sich zuvor zehn Jahre für den Triathlon engagiert hatten. Nur konnte weder 2020 (wegen Corona) noch im Folgejahr (wegen der damals noch nicht abgeschlossenen Freibadsanierung) die Sportveranstaltung über die Bühne gehen. „Heute sind wir beide maßgeblich an der Planung beteiligt“, berichtet Haaser, selbst ein begeisterter Triathlet. Auch daher habe er keine Sekunde lang gezögert, die verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. „Und wenn man dazu noch wie ich aus Fintel kommt, macht man da natürlich mit.“ Ob er selbst am Sonntag an den Start gehen wird? „Eingeschrieben habe ich mich – ich hoffe nur, dass ich die Zeit finden werde.“

Weniger ist nicht weniger schlecht

Die Zeichen dafür stehen gar nicht mal so schlecht. Denn organisatorisch ist alles in trockenen Tüchern. Dazu haben auch die Teammitstreiter Marcus Pattschull, Jürgen Bellmann und Maria Kürstner ihren Beitrag geleistet. Das Quintett sorgt dafür, dass der Triathlon das bleibt, was er schon immer war: ein kleines, familiäres Event auf dem Dorf. Das hat Charme, keine Frage. Und auch wenn bei Weitem noch nicht wieder so viele Sportler mitmachen wie zuletzt 2019 – mehr als 180 hätten sich laut Haaser dieses Mal angemeldet, knapp 15 unter ihnen mussten wegen Corona wieder kurzfristig absagen: Ganz unglücklich ist er über diese Zahl nicht. „Tina und ich machen das ja jetzt zum ersten Mal, so konnten wir das Ganze auch ein bisschen besser handhaben.“

Dabei seien allein 50 Triathleten dabei, die schon für 2020 und 2021 ihre Teilnahme bestätigt hatten, diese jedoch beide Male wohl oder übel wieder zurückziehen mussten. Was Haaser freut: „Obwohl wir denen angeboten haben, das Startgeld bis auf einen Euro zurückzuzahlen, haben viele gesagt, sie würden ihren Beitrag lieber spenden, wir sollten doch etwas Schönes damit machen.“ Der Rest habe derweil sein Startgeld in Höhe von 18 Euro zweimal aufs Folgejahr übertragen – jetzt kommen sie endlich alle wieder zum Zuge.

Was mit Blick auf die Teilnehmerliste für die inzwischen 35. Ausgabe auffällt: Viele Sportler haben sich den großen Triathlon zugetraut, mehr als noch in den vergangenen Jahren. „Damals hatten wir immer nur eine Startwelle – dieses Jahr haben wir zwei, und die sind beide voll“, freut der Finteler sich. Woran das liegt? Haaser kann nur mutmaßen: „Vielleicht haben die Leute in der Pandemie mehr Zeit und Muße zum Trainieren gehabt.“ Und auch der Nachwuchs, konkret Kinder der Jahrgänge 2011 bis 2014, wird am Sonntag stark vertreten sein – beim traditionellen Jugendwettbewerb Swim and Run.

Helferessen im April

Natürlich ist eine solche Veranstaltung aber auch immer auf Helfer angewiesen, die am Veranstaltungstag mit anpacken. Wie Jürgen Bellmann berichtet, könne man sich über ausreichend Unterstützung jedoch keineswegs beklagen, im Gegenteil: „Viele Leute sind wieder aus dem Ort dabei, ohne die das Ganze gar nicht möglich wäre.“ Für die Ausrichtung des Triathlons würden die Finteler eben an einem Strang ziehen, das halbe Dorf sei dann auf den Beinen. „Und eben dieser geballte Einsatz, dieser Zusammenhalt unterscheidet uns stark von fast allen anderen Triathlon-Veranstaltungen hierzulande“, ist der 58-Jährige überzeugt. Nicht umsonst, ergänzt Mirko Haaser, hätten viele Triathlon-Ausrichter in diesem Jahr schon verkündet, dass ihre Veranstaltung wohl zum letzten Mal stattfinden würden, da ihnen die Helfer ausgegangen seien. „Vor diesem Problem stehen wir zum Glück nicht.“ Und natürlich wolle man sich auch dieses Mal im Anschluss bei allen Unterstützern bedanken – in Form eines Helferessens im Lauenbrücker Hof. Das soll im April kommenden Jahres stattfinden und mit den Einnahmen erneut finanziert werden. Denn: „Wir erwirtschaften das Geld nicht dafür, dass wir das irgendwo hinlegen oder uns davon etwas kaufen“, betont Marcus Pattschull. „Nein, wir geben das für unsere Helfer aus.“

Bleibt die Frage, wie es denn losging mit dem Finteler Triathlon, damals im Jahre 1985. Pattschull, selbst von Anfang dabei, erinnert sich: „Auf alten Melkerfahrrädern sind wir durch die Gegend gefahren – eine Brotzeit für unterwegs hatten wir auch dabei.“ Rückblickend seien die ersten Veranstaltungen noch recht putzig gewesen, wenngleich der sportliche Ehrgeiz durchaus schon eine Rolle gespielt habe. „Und durch Spaß hat sich das Ganze dann über die Jahre hinweg entwickelt“, sagt der 53-Jährige.

Dörflicher Charakter kommt an

Auch deshalb, weil der Spaß beim Finteler Triathlon heute wie damals nicht zu kurz kommen soll, man den Charakter bewusst dörflich erhalte und eigenständig geblieben sei (der Wettbewerb ist nicht in der Deutschen Triathlon Union, kurz DTU, gemeldet) sei er mehr als dreieinhalb Jahrzehnte später noch immer mit viel Herzblut bei der Sache.

Jetzt muss das Team aber doch noch mal kurz die Köpfe zusammenstecken. Es gilt noch zwei, drei Fragen zu klären – zur Straßenabsicherung etwa, zu den Markierungen und den Hinweisschildern, die den Sportlern auf den Strecken den Weg weisen werden. „Ansonsten ist aber alles ganz entspannt“, beteuert Tina Reinhardt (51). Und auch der Blick auf die Wetter-App verspricht für Sonntag beste Bedingungen – für die Ausdauersportler wie auch fürs Publikum.